Mexiko, ist das nicht gefährlich?

Freitag, 03.07.2020

Tanja Fink, Weltkärntnerin in Mexiko
„Mexiko, ist das nicht gefährlich“? Wie oft habe ich diesen Satz schon gehört… Leider ist Mexiko in Europa durch die Medien vor allem für Drogenhandel, Bandenkriege und Frauenmorde bekannt. Die Netflix Serie „Narcos“ lässt grüßen. Wäre das mein Alltag, dann würde ich bestimmt nicht hier leben. Ich will die Problematik nicht abstreiten, aber ich möchte euch mein Mexiko vorstellen, so wie ich es leben und lieben lernen durfte! 

Querétaro 
Ich lebe seit 4 Jahren in Querétaro – zweieinhalb Stunden nördlich von Mexiko Stadt mit dem Auto, wenn einem der Verkehr keinen Strich durch die Rechnung macht. So kann eine Fahrt zum Flughafen in die Hauptstadt auch einmal 5 Stunden dauern.  

Boomende Industrie 
Querétaro ist einer der reichsten von 31 Bundesstaaten, der vor allem durch die boomende Industrie floriert. Es haben sich hier zahlreiche deutsche, österreichische und internationale Unternehmen, die hauptsächlich in der Automobilindustrie tätig sind, niedergelassen. Die gleichnamige Hauptstadt mit ca. 860.000 Einwohnern ist eine entzückende Kolonialstadt, die ihren Charme nie verloren hat. Der österreichische Kaiser Maximilian I, Bruder von Kaiser Franz Joseph I, wurde hier ermordet, nachdem er von 1864-1867 das Kaiserreich Mexiko regierte.  

UNESCO Weltkulturerbe 
In der bunten Innenstadt, welche UNESCO Weltkulturerbe ist und die man zu Fuß in einer halben Stunde gemütlich durchqueren kann, gibt es etliche Kaffees, Bars und Restaurants, die zum Verweilen auf den belebten und wundervoll gepflegten Plätzen einladen. Die Menschen sind extrem freundlich und zuvorkommend. Ausländer sind herzlich willkommen und genießen einen guten Ruf. Querétaro ist eine der sichersten und saubersten Städte des Landes und liegt in der Nähe von anderen historisch bedeutenden Kolonialstädten, wie Guanajuato oder San Miguel de Allende, das vor allem für viele Leute aus den USA als Zweitwohnsitz dient und auch Schauplatz zahlreicher internationaler Filme ist. 

Hohe Lebensqualität 
Internationale Franchiseunternehmen, Wolkenkratzer und die Industrie haben sich am Stadtrand angesiedelt, somit hat der gesamte Ballungsraum über 1,4 Millionen Einwohner. Die Stadt wächst stetig und ist durch die hohe Lebensqualität äußerst attraktiv - die vergleichsweise niedrigen Kriminalitätsraten und die erdbebensichere Lage unterstreichen das. Noch hält sich auch der Verkehr in Grenzen - im Vergleich dazu Mexiko Stadt, wo man schon mal zwei Autostunden zur Arbeit in eine Richtung in Kauf nehmen muss. Dies ist Alltag für viele MexikanerInnen.  

Klima und Freizeit  
Querétaro liegt auf fast 2.000 Höhenmetern und weist ein trockenes, ganzjährig warmes Klima auf. Tagsüber hat es immer über 25 Grad und nachts kühlt es auf angenehme 15 Grad ab, nur im Winter kann es schon mal frisch werden. Heizungen gibt es keine, aber dafür scheint fast jeden Tag die Sonne. Jeden Tag Sonnenschein, wem gefällt das nicht?  

Die Landschaft lädt zu Radtouren, Ausritten in der Prärie, Wanderungen und Canyoning ein. Nur zwei Autostunden entfernt befindet sich die Sierra Gorda, eine Kalksteingebirgskette mit hoher Biodiversität und beeindruckenden Landschaften. Wasserfälle, Wanderwege, Down-Hillstrecken – hier ist für jeden Outdoor-Fan etwas dabei. Querétaro hat sich in den letzten Jahren auch zu einer namhaften Weinregion entwickelt. Regelmäßig gibt es Käse- und Weinfestivals, die umliegenden Weingüter laden vor allem am Wochenende zu einem Ausflug ein.  

Sicherheit 
Nochmal kurz zum Thema Sicherheit. Ich denke, dies muss man in Relation setzen. Mexiko hat 120.000 Millionen Einwohner mit einer Fläche, die sich über weite Teile Europas erstreckt  

Und ja, es gibt Bundesstaaten, die ärmsten des Landes, die Mexikaner selbst meiden und als gefährlich empfinden. Reisen in diese, explizit vom Auswärtigen Amt ausgewiesenen Bundesstaaten, und in die Grenzgebiete sollten grundlegend vermieden werden.  

Wenn man sich an gewisse Grundregeln hält, wie beispielsweise nachts lange Autofahrten meidet, nicht eines der teuersten Luxusautos fährt und nicht bei jeder Gelegenheit seine Rolex trägt, dann ist ein sicheres Leben durchaus möglich. 


Arbeitsmarkt 
Mexiko ist die zweitgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas und überzeugt vor allem mit seiner günstigen geografischen Lage. Dazu kommen noch geringe Produktionskosten, jährlich steigende Direktinvestitionen und eine große Anzahl an abgeschlossenen Freihandelsabkommen, das bekannteste USMCA (früher NAFTA) und vor kurzem auch mit Europa. Mexiko ist als Standort für viele internationale Unternehmen sehr interessant. Es hat einen sehr dynamischen Arbeitsmarkt mit einer jungen, gut ausgebildeten Bevölkerung.  

48 Stunden beträgt die Regelarbeitszeit pro Woche und dies von Montag bis Samstag! Im ersten Arbeitsjahr besteht gesetzlich kein Urlaubsanspruch. Im zweiten Jahr ist dieser auf 6 Tage beschränkt. Danach steigen die Urlaubstage sukzessive mit der Betriebszugehörigkeit. Einen Kündigungsschutz, wie in Österreich, gibt es in diesem Sinne nicht und dementsprechend gibt es keine Absicherung, weder für Arbeitgeber- noch für Arbeitnehmer. Dies erklärt auch die hohe Arbeitsmarktfluktuation. Wenn der Nachbarbetrieb den Arbeitern 14 Pesos (1EUR) am Tag mehr bietet, dann wechseln diese eben von einem Tag auf den anderen. 

Covid-19 
Wer jetzt denkt, dass hier totales Chaos herrscht bzw. dass die Regierung versagt – der liegt falsch! Hier herrschen strenge Sicherheitsmaßnahmen und die Polizei kontrolliert beispielsweise beim Eingang der Supermärkte – es darf nur eine Person pro Familie in den Supermarkt, natürlich mit Maske, und dann wird auch noch die Temperatur gemessen. 2 Meter Abstand und das Tragen einer Maske sind Pflicht, wenn man wirklich vor die Haustüre muss und alle anderen bleiben brav zu Hause. Die Regierung hat Hilfspakete geschnürt und verteilt kostenlose Essenspakete an Bedürftige. Es wurde in Querétaro ein eigenes Krankenhaus ausschließlich für Corona-Patienten und Verdachtsfälle eingerichtet.  Es scheint bis jetzt gut zu klappen – hoffen wir, dass es so bleibt und, dass wir diese Zeit bald überstanden haben!  

Bei Fragen zum Thema Mexiko könnt ihr euch gerne bei mir über den Verein der WELTKÄRNTNER melden!

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