Von Kärnten in die Arktis. From Austria to the Arctic.

Dienstag, 14.12.2021

Andreas Raspotnik, Senior Research Fellow @ Fridtjof Nansen Institute, Oslo, Norway & Austrian Marshall Plan Foundation Fellow @ Wilson Center, Washington, District of Columbia, USA; Senior Fellow, Leadership Group @ The Arctic Institute – Center for Circumpolar Security Studies.

Mein nordisches Abenteuer begann im Jänner 2007 - Erasmus-Austausch in Oslo, Norwegen. Im Sommer des gleichen Jahres hissen russische Forscher - in einem australisch-finanzierten U-Boot - eine russische Flagge auf dem Meeresboden unter dem Nordpol. 

Jetzt wäre es natürlich vermessen hier eine Kausalität zu erkennen, jedoch musste nach dem Erasmussemester eine Diplomarbeit geschrieben werden. Eine Diplomarbeit, die sich schlussendlich mit arktischer Geopolitik beschäftigte, insbesondere mit der Energiepolitik Norwegens im so genannten Hohen Norden - die Barentssee, Svalbard (= Spitzbergen) und das vielleicht doch nicht ewige Eis weiter nördlich.

Ein Austauschsemester als Beginn einer langen akademischen Reise!

Nach einem beruflichen Abstecher ins Europäische Parlament verschlug es mich 2010 wieder nach Norwegen, genauer gesagt nach Nordnorwegen - in das „Paris des Nordens“ – nach Tromsø. 

Faszination für die Arktis

Dort wurde nicht nur ein Jahr lang internationales Seerecht studiert, sondern vielmehr die Peripherie Europas genossen. Wochenlange Dunkelheit im verschneiten und künstlich erleuchteten Tromsø, Filmfestival, Musik von Röyksopp, innebandy (Hockey) Turniere in Honnigsvåg oder Harstad und schlussendlich Tage an denen die Sonne einfach mehr nicht untergehen wollte. Gerne und oftmals zu schnell reden wir von life changing moments, aber mein Jahr in Tromsø war rückblickend ein solcher "Moment" und die endgültige Bestätigung arktischer Faszination.

Aber jedes noch so intensive Jahr geht einmal vorüber und es stellte sich erneut die Frage nach dem nächsten beruflichen, als auch persönlichen Schritt - und aus Tromsø wurde Köln!

Arktische Interessen der EU politikwissenschaftlich analysiert

Nicht die Arktis, aber zumindest Nordrhein-Westfalen. Eine Stadt verliebt in das Närrische und Toni Polster (bzw. den 1. FC Köln). Ich durfte mich dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität zu Köln probieren und nebenbei meinen Doktorvater überzeugen, dass es vielleicht doch interessant wäre, die arktischen Interessen der Europäischen Union politikwissenschaftlich zu analysieren. 

Diese Überzeugungsarbeit führte mich beruflich schlussendlich wieder nach Brüssel, forschungstechnisch mehrere Monate zurück nach Oslo oder an die University of California in Berkeley und endete 2016 in der Promotion an den Universitäten Köln und Edinburgh. Mehr noch, aus einer Doktorarbeit wurde ein Buch - Buchtitel: “The European Union and the Geopolitics of the Arctic”.

Und aus Köln wurde schlussendlich wieder Nordnorwegen, und der berufliche Wechsel an die Nord Universitet in Bodø im Jahr 2017. 

Vom Polarlicht und Langläufern

Und da waren sie wieder, die langen Nächte, die aurora borealis, die unmittelbare Nähe (also für norwegische Verhältnisse) zu den Lofoten, viel zu viele Langläufer und ein überraschend erfolgreicher Fußballklub (Heia Glimt). Im Jahr 2021 wurde aus Bodø wieder Oslo (und eine Festanstellung als senior forsker am Fridtjof Nansen Institute) und heute - im Dezember 2021 - schreibe ich diesen Blogeintrag aus Washington, DC - als Austrian Marshall Plan Fellow am Wilson Center.

Aus der Arktis wurden vorübergehend die Vereinigten Staaten. Die Faszination für den geographischen Raum, als auch das berufliche Themenfeld "Arktis" bleibt jedoch, auch wenn sich die Arbeitsorte ändern. 

Schnell schmelzendes Seeeis und Permafrost

Aus wahrem Grund aber viel zu inflationär wird die Arktis oftmals nur auf die Problematik Klimawandel reduziert. Und während der arktische Raum am unmittelbarsten und schnellsten von den globalen Veränderungen unseres Klimas betroffen ist, immer wieder sichtbar durch zu schnell schmelzendes Seeeis oder Permafrost, als auch der brennenden Taiga, ist die Arktis aber nicht nur eine sich klimatisch verändernde Region. 

Vielmehr ist der Norden eine Region mit 4 Millionen, zum großen Teil indigenen Einwohnern, verteilt auf acht arktische Staaten mit einer atemberaubenden Schönheit, egal ob man sich jetzt auf den Lofoten oder im Yukon Territory befindet. Und diese Schönheit mit seiner regionalen Vielfältigkeit gilt es weiter zu erforschen - beruflich als auch privat.

Links:

Blick auf Tromsø @Andreas Raspotnik
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